Soziale Basisarbeit in Kassel-Rothenditmold

Generalvikar Dr. Stanke und Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch vor Ort, um mit den Akteuren zu sprechen und sich über die aktuelle Entwicklung zu informieren.
Generalvikar Dr. Stanke und Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch vor Ort, um mit den Akteuren zu sprechen und sich über die aktuelle Entwicklung zu informieren.

 

Wichtige Anlaufstelle für viele Menschen: Generalvikar informierte sich über kooperatives Caritas-Gemeinde-Projekt

 

Kassel, Fulda (cif). Zu einem Informationsbesuch war kürzlich der Fuldaer Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke in das Gemeindezentrum St. Joseph im Kasseler Nord-Stadtteil Rothenditmold gekommen: Nach Ablauf des ersten Projektjahres wollte er sich vor Ort umfassend über die in Kooperation mit der Caritas aufgebaute Soziale Arbeit am Standort St. Joseph und die aktuelle Entwicklung bezüglich der angebotenen Hilfe informieren.

 

Neben Ortspfarrer Stefan Krönung und der im Gemeindezentrum die Sozialarbeit koordinierenden Dipl. Sozialpädagogin Pascale Vogelgesang waren verschiedene Vertreter der Pfarrgemeindegremien und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie aus der Caritaszentrale in Fulda Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch, Vorstandsmitglied Malte Crome und Ressortleiter Soziale Dienste Armin Schomberg bei dem Gespräch anwesend. Der örtliche Caritasverband Nordhessen-Kassel war durch Hildegard Zavelberg-Simon vertreten.

 

Pascale Vogelgesang schilderte dem Generalvikar, dass nach der Projekt-Anlaufphase im Frühjahr 2011, in welcher das Team von St. Joseph vor allem das Vertrauen der Anwohner in Rothenditmold gewinnen musste, mittlerweile Kirche und Gemeindezentrum als feste Adresse für Kinderbetreuung, Beratung und als „Oase“ vom Alltag allgemein Anerkennung gefunden haben. Kernstück der Arbeit sei die werktägliche Begleitung von Kindern im Alter von etwa sechs bis 13 Jahren. Die Gruppenstunden für eine reine Mädchengruppe und eine gemischte Gruppe umfassen gemeinsames Kochen und Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und anschließend Spiel- und Freizeitbeschäftigung sowie Gesprächskreise. „Anfangs haben wir nur mit einer Hand voll Kindern gearbeitet“, erläuterte Sozialpädagogin Vogelgesang. „Diese Kinder aber brachten immer mehr Freunde mit in die Gruppenstunde. So sind jetzt durch die Mund-zu-Mund-Propaganda meist rund zwölf bis 15 Kinder bei uns.“

Ehrenamtliche Mitarbeiter übernehmen zunehmend diese Gruppenbetreuung, so dass Frau Vogelsgesang selbst verstärkt Beratungsgespräche für Erwachsene anbieten und koordinieren kann. Denn über die Kinder und Teenager gelang dem Sozialarbeitsteam von St. Joseph tatsächlich der „Brückenschlag“ zu vielen Eltern und Familien. Vor allem Mütter, so berichtete die Sozialpädagogin, gingen nun auch auf dem Kirchengelände ein und aus. Mehr noch – sie begännen das Angebot zum Austausch und zur Beratung in Anspruch zu nehmen. „Wir bekommen dadurch langsam Einblick in die genaue Soziostruktur der Familien hier im Umfeld“, stellte Pfarrer Krönung dazu fest, „und können daher unsere Pfarrcaritas optimal auf die Bedarfe der Menschen einstellen“. So unterhalte die Gemeinde ein gut gefülltes Lager für Kleidung, Kleinmöbel und Einrichtungsgegenstände, aus dem jeder Bedürftige schnell und unbürokratisch versorgt werden könne. Auch Kinderspielzeug und Schulsachen wären vorrätig, um bei Kindergeburtstagen in ärmeren Familien auszuhelfen. Zudem sei man gut vernetzt mit anderen kommunalen Institutionen sowie Sozialeinrichtungen freier Träger, an die man gegebenenfalls auch Hilfebedürftige weiter leiten könne. „Wir bearbeiten hier mittlerweile das ganze Spektrum menschlicher Probleme von Erziehungsnotständen und Ehestreit oder gar Scheidung über Arbeitslosigkeit, Alkohol und Sucht bis hin zu Überschuldung und Gewalt.“

 

Gute Noten für die Kinder und das Projekt

 

Die Erwachsenen haben das Gemeindezentrum als Hilfsadresse für sich entdeckt. Und auch bezüglich der Kirche selbst regt sich mittlerweile Interesse – vereinzelt schauen sich Neugierige im Kirchengebäude um oder kommen sogar auch einmal „probeweise“ in den Sonntagsgottesdienst. „Das war nicht unser Hauptanliegen bei der Errichtung der Sozialen Arbeit“, unterstrich Pfarrer Krönung in seinem Bericht. „Aber unsere Kirche ist parallel zu den anderen Angeboten als Rückzugsraum für jedermann ganztags geöffnet, und wir haben damit sehr gute Erfahrungen machen können!“

Den Kindern von Rothenditmold ist das Gemeindezentrum St. Joseph inzwischen ganz klar eine zweite Heimat geworden. „Wir merken es vor allem an den älteren Mädchen“, berichtete Pascale Vogelgesang. „Die zwölf- oder 13-Jährigen waren am Anfang schon ziemlich aufgetakelt und geschminkt, wenn sie zu uns kamen. Inzwischen verhalten sie sich wieder viel altersgemäßer und freier, sie dürfen hier sozusagen nochmals Kinder sein. Und Hausaufgeben machen ist bei uns in der Gruppe alles andere als mühsam. Viele der Schülerinnen und Schüler haben schon deutlich bessere Noten, seit sie zu uns kommen.“

Generalvikar Stanke bedankte sich für die ausführliche Bilanz und betonte, wie wichtig die sozialräumliche Arbeit aus Sicht auch der Bistumsleitung sei. Einvernehmlich mit Caritasdirektor Juch signalisierte er den Machern von St. Joseph, man werde sich mit den Caritas-Entscheidern aus Verband und Stiftung besprechen, wie diese erfolgreiche Arbeit in Kassel-Nord fortgesetzt und womöglich als beispielgebend an anderen Orten adaptiert werden könne.